Im Wildnisgebiet Jüterbog und somit auf den Patenflächen des Projektes ist der Sommer eingekehrt und die Wildnisentwicklung schreitet voran. Dank der Patengelder können die bisherigen Grünlandflächen aus der Nutzung genommen werden, um den langfristigen Moorschutz zu gewährleisten. Erste Anzeichen einer Verbuschung sind bereits erkennbar. So entdeckte Andreas Hauffe, Liegenschaftsbeauftragter der Stiftung Naturlandschaften Brandenburg – Wildnisstiftung, bei seiner letzten Moorpegelmessung Ende Juni die ersten Weiden auf den Felgentreuer Wiesen. Die Flächen beginnen langsam, sich zu verändern und der niederschlagsreiche Sommer begünstigt das Wachstum von Pflanzen, die feuchte Böden benötigen. Die Pegelmessungen verzeichnen erfreulicherweise auch einen Anstieg des Wasserstandes um einige Zentimeter.
Im Juli fand eine Exkursion des MITTELSTANDSVERBUNDES statt, an der Yu Xiao, Projektleiterin von Mittelstand & Moor, Dr. Ludwig Veltmann, Gründungsgeschäftsführer Sinnstifter Mittelstand für Mensch und Natur gGmbH, und Dr. Henning Bergmann, Hauptgeschäftsführer des MITTELSTANDSVERBUNDES, teilnahmen.
Dr. Bergmann zeigte sich erfreut: „Ich bin tief beeindruckt von dem Projekt. Es ist großartig zu sehen, wie der ursprüngliche Zustand von vor 200 Jahren wiederhergestellt werden soll. Wir wurden sehr kompetent durch das Gebiet geführt und haben einen direkten Eindruck davon erhalten, was hier geschieht.“
Die Gruppe wurde von Dr. Andreas Meißner, Geschäftsführer der Wildnisstiftung, geführt. Er betonte: „Moore entstehen über lange Zeiträume. Über Jahrhunderte und Jahrtausende hinweg sammelt sich dort abgestorbenes Pflanzenmaterial an, das nicht zersetzt wird. Dieses Material bildet mächtige Torfkörper und reichert große Kohlenstoffspeicher im Boden an. Moorschutz ist daher immer auch aktiver Klimaschutz. Betrachtet man das gesamte Wildnisgebiet, so gibt es ein großes Potenzial, CO₂ zu speichern – nicht nur in den Böden, sondern auch in den Bäumen und der Vegetation. Durch die einsetzende Sukzession und die natürliche Entwicklung wird sich die CO₂-Speicherung im Wildnisgebiet voraussichtlich verdreifachen.“
Doch nicht nur die Pflanzenwelt entwickelt sich positiv im Projektgebiet, auch die Tierwelt profitiert. Zuletzt konnte Andreas Hauffe das Ampfer-Grünwidderchen entdecken. Der Schmetterling des Jahres 2023 steht in der aktuellen Roten Liste Deutschlands auf der Vorwarnliste. Er ist zwar noch häufig, aber seine Bestände gehen zurück. Außerdem haben unsere Wildtierkameras Nachwuchs bei den Wölfen aufgezeichnet. Die Welpen erkunden spielerisch ihren Lebensraum und lernen, was sie für ihr Überleben in der Wildnis brauchen. Es ist nicht selbstverständlich, dass Wolfseltern jährlich gesunden Nachwuchs großziehen können. Sichere Rückzugsräume sind für diese streng geschützten Tiere nach deutschem und europäischem Recht besonders wertvoll und helfen, Konflikte zu reduzieren. Das Wildnisgebiet Jüterbog bietet aufgrund seiner Größe, Unzerschnittenheit und des guten Nahrungsangebots einen idealen Lebensraum für Wölfe. Sie übernehmen eine wichtige Rolle im Ökosystem, indem sie die Wildtierdichte auf natürliche Weise regulieren.
Durch regelmäßiges Monitoring untersucht die Wildnisstiftung die Entwicklung der Wölfe in ihren Gebieten und trägt damit zur Erforschung der Wolfspopulationen und der Räuber-Beute-Dynamiken in ungestörten Lebensräumen bei. Die wertvolle Funktion von Wildnisgebieten als Rückzugsorte und Lebensräume für wandernde Wildtiere zeigt auch das Beispiel der Wildkatze. Diese hat nach 200 Jahren wieder in Brandenburg Fuß gefasst und besiedelte als eine der ersten Flächen das Wildnisgebiet Jüterbog, wo sie weiterhin auf Wildkameras zu sehen ist.